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  • Arme Müßiggänger
  • „Jeder ist seines Glückes Schmied.“ Dieses Klischee stand im Mittelalter noch nicht auf der Tagesordnung. Zu sehr hing der materielle Wohlstand von äußeren Bedingungen ab, von Missernten, Seuchen, Kriegen und Feuersbrünsten. Zudem war im mittelalterlichen Christentum noch die Vorstellung von der Allmacht Gottes unangefochten. Nur er bestimmte über das Wohl und Wehe des Menschen
  • Diese Sicht wandelt sich mit der Entstehung der bürgerlichen Gesellschaft in der Neuzeit. Der Einzelne ist nun für seine Lage selbst verantwortlich, und wenn er arm ist, so liegt das an seinem eigenen Fehlverhalten. So die simple Interpretation gesellschaftlicher Armut. Faulpelze hat es natürlich schon immer gegeben, dies erklärt aber nicht, dass seit Beginn der Neuzeit weite Bevölkerungsschichten verelendeten. Ursachen hierfür waren massive ökonomische und soziale Verwerfungen seit dem 16. Jahrhundert und schließlich die grauenhaften Folgen des Dreißigjährigen Krieges. Ein weiterer Schub der Verelendung vollzog sich mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert. Dies hatte verschiedene Ausdrucksformen: Zum einen veralteten viele traditionelle handwerkliche Qualifikationen und wurden durch Maschinen ersetzt. Die Folge war, dass ganze Berufsgruppen wegbrachen. Der landwirtschaftliche Sektor wurde großenteils durch die Industrie verdrängt. Die Folge war, dass immer mehr Menschen auf der Suche nach einer Arbeit vom Land in die Städte strömten und dadurch ein Elend durch ein neues Elend ersetzt wurde. Denn auch in den Städten ging es ihnen nicht besser. Meist wurden sie so schlecht bezahlt, dass sie auf engstem Raum in erbärmlichen Mietskasernen hausen mussten. Und wenn sie in den überbordenden Städten überhaupt keine Arbeit fanden, vegetierten sie als Bettler dahin. Betteln war nun nicht mehr das Problem einzelner gestrandeter Menschen, sondern eine gesellschaftliche Massen- erscheinung.
  • In den Predigten der Pfarrer und Pastoren werden Armut und Bettel als Ausdruck mangelnder Arbeitsmoral dargestellt. Dort wo „sorglos und untätig die Hände ruhten“, mache sich Armut und Not breit. Augenfällig könne man dies beim Acker des Müßigen feststellen. Dort wüchsen allerorten nur Disteln und Dornen. Kein Wunder wenn ein ganzes Hauswesen zerfalle. Kein Wunder, da ja der Vater ganze Stunden, ja ganze Tage im Lehnstuhl verschläft. Wenn er überhaupt einmal arbeitet, so geschehe dies nur saumselig und mit Murren. Hat er tatsächlich einmal etwas gearbeitet, so hört er damit nach kürzester Zeit wieder auf und schlurft ins Gasthaus, um dort umso eifriger Karten zu spielen und Bier zu trinken. Von seinem Arbeitsverdienst bleibt so für den Hausstand nicht mehr viel übrig. Alles wird vertrunken. Seine Frau und seine Kinder sind darüber todtraurig. Im ganzen Haushalt herrsche Mangel und Elend. Die Kleidung sei löchrig, die Ernährung mache eher noch hungriger und der ganze Hausrat sei defekt und unbrauchbar. So klingt die deprimierende Geschichte über den Zerfall eines Hauswesens. Gelegentlich sind die Prediger ausgesprochen ungehalten. Warum können sich denn die Armen nicht aufraffen und einer regelmäßigen Arbeit nachgehen? Mit Müßiggang und Faulheit kommen sie nie aus ihrem Elend heraus. Warum haben sie auch nichts Ordentliches gelernt? So kann sie keiner gebrauchen. Die Pfarrer und Pastoren holen weit aus und malen ein trostloses Bild an die Kirchen wand. Es geht ihnen um die grauenvolle Vorstellung von einer Gesellschaft, in welcher sich alle Menschen dem Müßiggang hingeben und die Arbeit ruhen lassen. Man stelle sich ein Gemeinwesen von Menschen vor, die alle keinen Beruf erlernt haben! Man stelle sich vor Augen, wie es uns gehen würde, wenn alle Menschen Müßiggänger wären. Wer würde denn sein Brot essen können, wenn niemand das Getreide ernten wollte? Und wer würde es ernten können, wenn es niemand angebaut hat? 
     
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